Die Monster des Alltags

C. Moser - Monster des Alltags

Kommen wir zur dunklen Seite in uns. Jeder hat sie, ob es uns gefällt oder nicht! Wir müssen sie kennen, wenn wir ihre Macht eindämmen wollen. Mit etwas Humor können wir ihr sehr viel leichter begegnen. Deshalb möchte ich Ihnen jetzt die Monster unseres Alltags vorstellen.

Die »Monster des Alltags« stammen von Christian Moser (1966 – 2013). Er war Autor, Illustrator, Kabarettist und Comiczeichner. Seine Arbeiten erschienen unter anderem  in „Tempo“, „Prinz“ und der „Süddeutschen Zeitung“. Von 1993 bis 1995 war er Chefredakteur des Magazins „Comicstrich“. Er veröffentlichte Biografien über Johann Wolfgang Goethe, Sigmund Freud und Karl May. Seit 2001 entstanden vier Bücher sowie eine Jubiläums-Anthologie über die „Monster des Alltags“, eine lexikalische Aufbereitung menschlichen Missverhaltens mit wissenschaftlichem Impetus und treffsicherer Ironie.

Meine private Sammlung umfasst inzwischen knapp 200 Zeichnungen seiner Monster. Einen kleinen Vorgeschmack finden Sie weiter unten in der Übersicht. Das komplette Werk ist im Carlsen-Verlag, Hamburg erschienen. Die erwähnte Jubiläums-Ausgabe enthält nur eine Auswahl der Monster. Sie ist keine Gesamtausgabe.

Band 1 ( 2007) Band 2 (2008) Band 3 (2009)
Weihnachten (2010) Sammelband (2011)

Lesen Sie bitte, was die „Monster-Forschung“ von Christian Moser ergeben hat:

Das Leben könnte so schön sein …

… würden uns nicht ständig Launen und Gefühlsschwankungen aus der Bahn werfen. Jedoch: Wir sind nicht schuld, auch nicht Ich, Über-Ich, Erbsünde, Archetypen, Karma oder der Teufel. Dank jahrelanger Erforschung und Analyse des menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns konnten nun die wahren Verantwortlichen entlarvt werden: Hinter unseren Zwängen und Trieben steckt niemand anders als die MONSTER DES ALLTAGS, jene personifizierten menschlichen Abgründe, die uns selbst und anderen zur Plage werden, wenn sie zu viel Macht bekommen.

Die individuelle Benennung der Monster bezieht sich auf die Verhaltensweisen, die von ihnen hervorgerufen werden: Wenn beispielsweise in einer zwischenmenschlichen Beziehung einer der Partner übertrieben misstrauisches Verhalten an den Tag legt und versucht, die Freiheit des anderen einzuschränken, kann ein Befall durch das Monster Eifersucht diagnostiziert werden.

Obwohl die Monster meist Einzelgänger sind, suchen sie bisweilen doch die Nähe ihrer Artgenossen. So führen beispielsweise Versuchung und Gier eine äußerst fruchtbare Koexistenz. Auch Übermut und Selbstzweifel befallen oft ein und dasselbe Opfer, wechseln sich dabei jedoch ab und liegen so in ständigem Kampf miteinander. Die Beziehungen zwischen den Monstern beschränken sich indes nicht auf situationsbedingte Spontankontakte und vorübergehende Kooperation, vielmehr bilden sie auch zielgerichtete Gruppen mit ausgeprägtem Rudelverhalten, wie dies bei den Süchten oder den Frühlingsgefühlen der Fall ist.

Die Monster lassen sich in zwei Kategorien einteilen: die unangenehmen und die wirklich bösartigen. Während die bösartigen äußerst gefährlich sind und ihr Opfer selten wieder loslassen, ist der Einfluss der unangenehmen Monster auf den Menschen nicht grundsätzlich negativ: Wenn sie im richtigen Verhältnis auftreten und keines zu viel Macht gewinnt, kann daraus durchaus ein ausgewogener Seelenzustand resultieren. Nur wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, wird man sich selbst und anderen zur Plage. Die Grenzen sind jedoch nicht immer leicht zu ziehen – im Interesse eindeutiger Ergebnisse beschäftigt sich die Forschung deshalb primär mit den extremeren Ausprägungen monstergesteuerten Verhaltens.

Die Monster des Alltags von Christian Moser (Auswahl)

(Zum Vergrößern bitte auf das Bild klicken)

Mehr über die Monstern finden Sie hier.


Die Sonntag-Nachmittag-Kaffee-Tafel

Wenn ich mit Menschen arbeite, die zu sehr an ihren lieb gewordenen Lastern hängen, benutzt ich gerne das Bild einer Kaffee-Tafel, zu der unterschiedliche Gäste geladen sind:

Kaffeetrinken (http://www.velberter-platt.de/images/offers/koffendrenken.jpg)

Kaffee-Tafel Nr. 1:

Zunächst bitte ich die Klienten all ihre unguten Seiten einzuladen. Sie mögen sich vorstellen, wie der Sonntag Nachmittag verlaufen könnte und in welcher Stimmung sie wären, wenn beispielsweise folgende Gäste (= Anteile ihrer selbst) kämen:

  • Der/Die Arrogante
  • Der/Die Berechnende
  • Der/Die Eifersüchtige
  • Der/Die Geizige
  • Der/Die Neidische
  • Der/Die Rechthabende
  • Der/Die Nörgelnde
  • Der/Die Wehleidige
  • Der/Die Sture
  • Der/Die Hilflose
Kaffee-Tafel Nr. 2

Danach bitte ich die Klienten sich vorstellen, wie es wäre, wenn sich all ihre guten Seiten um die Tafel versammeln würden. Ob der Nachmittag wohl anders verläuft und sich eine bessere innere Stimmung einstellt, wenn folgende Gäste (=Anteile unserer selbst) anwesend sind?

  • Der/Die Liebevolle
  • Der/Die Hoffnungsvolle
  • Der/Die Vertrauensvolle
  • Der/Die Mutige
  • Der/Die Geduldige
  • Der/Die Warmherzige
  • Der/Die Gesunde
  • Der/Die Heitere
  • Der/Die Humorvolle
  • Der/Die Tolerante
Werte oder Monster?

Werte sind bekanntlich die guten inneren Haltungen, die das Leben begünstigen. Unwerte sind die schlechten Haltungen, die sich wie Monster gebärden, wenn wir sie an den Tag legen. Sie verderben nicht nur die innere Stimmung, sie erschweren auch das zwischenmenschliche Miteinander. Unser Leben spielt sich im Spannungsfeld beider Pole ab. In uns liegt die Möglichkeit zur Werthaltung genauso, wie die zur Unwerthaltung.

Gesundung und Persönlichkeitsentwicklung bedeuten, zunehmend weniger Gebrauch von den Unwerten zu machen und dafür mehr Gebrauch von den Werten zu machen, weil nur sie uns im Leben weiter bringen. Doch wie geht es, weniger Gebrauch von den Unwerten zu machen?

Das geschieht nicht dadurch, dass wir einfach von den Unwerten wegschauen, sie leugnen oder ignorieren. Denn das hat genau das Gegenteil zur Folge. Was wir nicht zur Kenntnis nehmen, ist nicht weg, sondern wirkt ohne unsere Kenntnisnahme weiter. Es kann nach Belieben in uns walten, weil wir es nicht beeinflussen können. Wir müssen deshalb beide Seiten in uns kennenlernen und wahrnehmen. Wir müssen uns bewusst werden, was an Hellem und Dunklem in uns vorhanden ist. Erst wenn uns beide Seiten bewusst sind, können wir Einfluss nehmen, d.h. uns entscheiden – die Unwerte zu minimieren und die Werte zu maximieren. Im Fall der Monster hieße das, sie zu kennen und ihnen Grenzen zu setzen.


Werte und Monster sind ambivalent

Es wird Sie vielleicht wundern, dass einige der aufgeführten Monster auch unter den Werten auftauchen und dass einige Werte auch unter den Monstern zu finden sind. Das liegt daran, dass jeder inneren Haltung eine Ambivalenz innewohnt. Nicht jede Werthaltung tritt immer nur als wertvolle Haltung zu Tage und nicht jeder Unwert ist immer nur ein Monster im Ausdruck. Es hängt vom Maß der Haltungen ab, ob sie sich als Wert oder als Unwert entpuppen.

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Werte für unser Leben