Die HERZ-Typen (2–3–4)

Herztypen 3
Die HERZ-Typen heißen Helfer (Typ 2), Erfolgsmensch (Typ 3) und Romantiker (Typ 4)

Es geht um Fühlen und Anerkennung

Herzenergie hat mit unserem Fühlen zu tun. Menschen, die der HERZ-Gruppe angehören, streben nach Anerkennung und Beziehung. Im günstigen Fall streben sie durch Liebe, Wahrhaftigkeit und Echtheit nach Anerkennung. Im ungünstigen Fall durch Stolz, Prestigesucht und Besonderheit. Weil sie viel Wert auf ihre Wirkung legen, werden sie auch als Image-Typen bezeichnet. Ihrem gefühlsbetonten Wesen wird gern die Farbe grün zugewiesen. Die drei HERZ-Typen unterscheiden sich im Umgang mit ihrer Hauptenergie, die verstärkt, blockiert oder umgelenkt werden kann:

Herzenergie verstärkt      ➔    Typ 2 – Der Helfer
Herzenergie blockiert       ➔    Typ 3 – Der Erfolgsmensch
Herzenergie umgelenkt   ➔    
Typ 4 – Der Romantiker

Herzenergie
HERZ-Energie kann verstärkt, blockiert oder umgelenkt sein

Im Folgenden stelle ich die Enneagramm-Typen 2, 3 und 4 unter folgenden Gesichtspunkten vor:

  1. Beschreibung des Charakters
    In aller Kürze (n. Uwe Böschemeyer)
  2. Stärken
    (n. Uwe Böschemeyer)
  3. Schwächen
    (n. Uwe Böschemeyer)
  4. Verführung
    Die typologisch bedingten Triebe, die das Leben erschweren können, wenn der Menschen ihm folgt. Sie wurden bereits von den Wüstenvätern als verführerische Gedanken erkannt und später als die 7 Haupt- oder sogar Todsünden benannt:  Der Mystiker Oscar Ichazo ordnete sie den Enneagramm-Punkten zu und ergänzte die Punkte 3 und 6 um die Eitelkeit und die Angst.
  5. Pathologie
    Das krankhafte und/oder abnorme Erscheinungsbild, das sich bei anhaltender Trieborientierung einstellen kann (n. Claudio Naranjo). Hier geht es um Störungen, bei denen Erlebens- und Verhaltensveränderungen im Vordergrund stehen. Die ausgeprägteren Erscheinungsformen der Verführungen finden wir in der modernen Persönlichkeitspsychologie sowohl im DSM-5 als auch in der ICD-10 wieder. *)
  6. Wertorientierung
    Die in jedem Menschen angelegte Möglichkeit zur Befreiung vom Trieb und zur Entwicklung der Persönlichkeit. Je mehr sich ein Mensch in seine typologisch angelegte geistige Werthaltung eindenkt, einfühlt und danach handelt, desto deutlicher zeigen sich die Stärken seines Charakters und um so kraftvoller und sinnerfüllter gestaltet er sein Leben.
  7. Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung
    Orientiert an der Wertorientierten Persönlichkeitsbildung (WOP) von UweBöschemeyer.
  8. Strahlung
    Woran wir den Typus erkennen können, besonders dann, wenn er noch wenig entwickelt ist und sich von seiner schwachen Seite zeigt.

Typ 2 – Helfer (auch Geber)

„Die Welt braucht mich“

Beispiel für den Enneagramm-Typ ZWEI: Elvis Presley
  1. Beschreibung des Charakters
    Menschen vom Typ ZWEI brauchen es gebraucht zu werden. Für andere dasein, das ist für sie ihr Sinn. Die Hilfe der anderen lehnen sie (zunächst) ab. Sie verschenken ihre Kraft und verlieren deshalb manchmal auch sich selbst. Doch wenn sie lernen sich selbst zu lieben und sich eingestehen, dass auch sie einmal Zuwendung brauchen, dann wird nicht nur das Herz der anderen warm, dann wird auch ihr eigenes warm.
  2. Stärken
    Die Stärken eines Helfers sind die eines „liebenden Menschen„. Er ist hilfsbereit, warmherzig, einfühlsam, will alle zufrieden stellen, ist freundlich, opferbereit herzlich und aufmerksam für die Bedürfnisse anderer. Er ist arglos, nicht verurteilend, gastfreundlich, liebevoll, großzügig, selbstlos, akzeptierend und ermutigend. – Gäbe es die Helfer nicht, dann gäbe es mehr Verzweifelte und mehr Tote in der Welt, denn die Helfer sind wohlwollend und unterstützend. Sie sind phantastische Persönlichkeiten.
  3. Schwächen
    Die Schwächen eines Helfers sind die des „Stolzen„. Er ist vereinnahmend, manipulierend, blind für die eigenen Motive und “Strategien”, stolz auf die eigene Hilfs- und Opferbereitschaft. Er ist distanzlos, trägt das Herz auf der Zunge und kann kaum Hilfe annehmen. Einem Helfer darf man keine Hilfe anbieten. Er kann aggressiv und sehr anklagend sein, wenn er kein Lob für seine große Pflicht bekommt.
  4. Verführung
    Menschen vom Typus ZWEI neigen zum Stolz. Ihr Stolz (pride) besteht in der uneingestandenen Abhängigkeit von der Gunst anderer. Stolz erschwert das Leben und wirft den Menschen aus der guten inneren Verbindung mit sich selbst.
  5. Pathologie
    Die ausgeprägtere Erscheinungsform des Stolzes wird von der modernen Persönlichkeitspsychologie als theatralisch oder histrionisch bezeichnet. Die histrionische Persönlichkeit 
    heischt nach Aufmerksamkeit, um nicht dem Gefühl von Nichtigkeit anheim zu fallen. Ihre fehlende Selbstkritik übertreibt die eigenen Verdienste und verleitet Typus ZWEI dazu, sich überlegen, großartig, würdig und wichtig zu fühlen. Wer zu dramatischen Selbstdarstellungen, einem übertriebenen Ausdruck von Gefühlen oder der Suche nach aufregenden Erlebnissen und Aktivitäten neigt, in denen er selbst im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht, hofft durch diese Leistungen oder Fähigkeiten geliebt zu werden und seine große Sehnsucht nach Liebe stillen zu können.
  6. Wertorientierung
    Die Liebe bring die ersehnte Erleichterung und die verlorene Verbindung mit sich selbst. Wer liebt, bejaht das Leben. Wer das Leben bejaht, nimmt es an. Wer das Leben annimmt, nimmt auch sich an und wird in aller Regel nicht enttäuscht, weder vom Leben, noch von sich selbst.
  7. Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung
    Mit sich selbst vertraut werden – Die eigene Wünsche und Bedürfnisse spüren – Eigenes Leben entwickeln – Die Angst nicht geliebt zu werden thematisieren – Das Alleinsein einüben – Die guten und starken Seiten loben – Machtwünsche kennenlernen –  Analyse – Die Helferwünsche analysieren – Schmeichelnde, manipulierende Tendenzen kennenlernen – Einübung in klares, echtes Beziehungsleben – Meditation über das Wesen der Liebe – Den Stolz kennenlernen – Krankheiten als ggf. Psychosomatisch verstehen lernen.
  8. Strahlung
    Helfer haben etwas Bedrängendes, ihre Nähe ist übergriffig. Der Bedrängte möchte sich dem gerne einziehen.

Typ 3 – Erfolgsmensch
(auch Macher oder Statusmensch)

„Hier komme ich“

Beispiel für den Enneagramm-Typ DREI: John F. Kennedy
  1. Beschreibung des Charakters
    Menschen vom Typ DREI genießen es, bewundert zu werden, und dafür tun sie vieles. Oft tragen sie (zunächst) Masken, hinter denen sie kaum noch sichtbar sind. Es kann sogar sein, dass sie sich mit Menschen oder Projekten identifizieren, zu denen sie keinerlei oder nur eine geringe innere Beziehung haben (Täuschung) – wenn sie ihnen nur Erfolg versprechen. Doch wenn sie sich zu sich selbst bekennen, sind und wirken sie klar wie quellfrisches Wasser.
  2.  Stärken
    Die Stärken des Erfolgsmenschen sind die eines „wahrhaftigen Menschen„. Er ist leistungsorientiert, leistungsstark, zielstrebig und erfolgreich. Er hat ein ausgezeichnetes Organisationstalent, ist mitreißend, inspirierend, selbstsicher, anpassungsfähig, aktiv, meistens bewundert, beliebt, attraktiv, vielseitig talentiert, tüchtig und charmant. – Gäbe es die Erfolgsmenschen nicht, wäre die Welt uninteressanter, denn Erfolgsmenschen sind Visionäre in Hinblick auf die äußere Welt
  3. Schwächen
    Die Schwächen des Erfolgsmenschen sind die des „Rollenspielers. Er ist image- und karrierebewusst, konkurrenzsüchtig und identifiziert sich sehr mit Rollen, Titeln und Positionen. Er ignoriert eigene Gefühle zugunsten der Karriere, ist intolerant gegenüber Inkompetenz anderer, selbstgefällig und er gebraucht andere unter Umständen zu seinem Vorteil.
  4. Verführung
    Menschen vom Typ DREI neigen zur Eitelkeit. Sie äußert sich als Selbststilisierung nach dem Ideal von Einfluss und Effizienz und entspringt einem maßlosen Verlangen nach Bewunderung. Eitelkeit erschwert das Leben durch Unnatürlichkeit und innere Leere. Sie wirft den Menschen nicht nur aus der stärkenden Verbindung mit sich selbst, sondern auch aus der Verbindung zu anderen Menschen.
  5. Pathologie
    Der eitle Charakter wird von der American Psychiatrie Assoziation, die die DSM-IV erstellt, merkwürdigerweise nicht aufgeführt und beschrieben, obwohl gerade dieser Charakter in der amerikanischen Kultur am meisten vorkommen dürfte. Erich Fromm spricht von der „Marktorientierung der Persönlichkeit„. Typ DREI hat ein besonderes Gespür für die wechselnden Erwartungen anderer Menschen. Er weiß besonders gut für welche Persönlichkeit gerade die größte Nachfrage herrscht. Sein Ehrgeiz und seine Anpassungsfähigkeit lassen ihn „nach der Mode“ gehen und sich selbst dabei vergessen. Sein grundlegender Wesenszug liegt in der Darbietung des eigenen Selbst auf dem „Markt der Persönlichkeiten“. Dies führt zu einer Anpassung an die gerade aktuellen Denkweisen und Erfolgsmodelle.
  6. Wertorientierung
    Wahrhaftigkeit bring die ersehnte Erleichterung und die verlorene Verbindung mit sich selbst. Wer weder sich noch anderen etwas vormacht, ist nicht gespalten, sondern mit sich eins, d.h. bei sich und für sich.
  7. Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung
    Den Druck des Erfolgsstrebens wahrnehmen – Erfolg und Erfüllung thematisieren – Selbsterfahrung – Echte Sinnerfahrung – Den Weg nach innen anstreben – Ichfixierungen bemerken – Umgang mit anderen Menschen wahrnehmen – Konkurrenzverhalten bemerken – Lüge und Wahrheit – Stimme des echten Gewissens erarbeiten – Wertbezogene Fragen einüben.
  8. Strahlung
    Der Erfolgsmensch wirkt oft etwas glatt. Man hat das Gefühl ihm applaudieren zu müssen oder ihn loben zu müssen.

Typ 4 – Romantiker
(auch Künstler oder Individualist)

„Verlasse mich, damit ich dich lieben kann“

Beispiel für den Enneagramm-Typ VIER: Edith Piaf
  1. Beschreibung des Charakters
    Menschen vom Typ VIER lieben das Besondere. Sie sind (zunächst) auf der Suche nach der “blauen Blume”, dem besonderen Schatz. Die reale Welt ist ihnen zu profan. Zugleich aber sehnen sie sich danach, wie alle anderen in ihr Zuhause zu sein (Neid). Es scheint manchmal so, als sei nur der Weg ihr Ziel (ohne dass sie ankommen wollen). Sie leben mehr von der Sehnsucht nach dem Gefühl, als vom Gefühl selbst. Doch wenn sie ihre innere Heimat und einen Platz im Leben finden, wird auch die “gewöhnliche” Welt der Ort, an dem ihre unruhige Seele rasten kann.
  2. Stärken
    Die Stärken des Romantikers sind die eines „ausgeglichenen Menschen„. Er hat Sinn für Schönheit, Natur, Kunst und gepflegten Stil. Er ist sensibel, leicht verletzbar, intuitiv, phantasiereich, kreativ, gefühlsstark, offen, persönlich, ästhetisch, oft künstlerisch veranlagt, emotional wahrhaftig, authentisch, diskret und taktvoll. – Wenn wir die Romantiker in unserer Welt nicht hätten, hätten wir weniger Ästhetik und Sensibilität.
  3. Schwächen
    Die Schwächen des Romantikers sind die des „Heimatlosen„. Er ist selbstzentriert, stimmungsabhängig, melancholisch, reserviert, arrogant, vergangenheitsfixiert, will etwas Besonderes sein, ist neidisch und hin- und hergerissen zwischen Vergangenheit und Zukunft, immer auf Kosten der Gegenwart.
  4. Verführung
    Der Neid (envy) der VIER ist die melancholische Eifersucht auf das Glück anderer und wurzelt in der Sehnsucht nach der vollendeten Beziehung oder Situation.
  5. Pathologie
    Typ 4 neigt zum Masochismus, einer Charakterveranlagung, durch die ein Mensch eine leidende Haltung einnimmt, sich selber entwertet und als Opfer betrachte. Gleichzeitig aber durch das Ausdrücken von Bedürfnissen und Enttäuschungen (Wehklagen und Schimpfen) Liebe zu erhalten versucht. Depressiv kann er werden, wenn er die Aggression gegen sein unterdrücktes Leben nicht zum Ausdruck bringt.
  6. Wertorientierung
    Echtheit bring die ersehnte Erleichterung und die verlorene Verbindung mit sich selbst. Denn wer echt lebt, also authentisch und daher seinem eigenen Wesen entsprechend, macht sich und anderen nichts vor.
  7. Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung
    Hilfe zur Selbstannahme/Reduzierung autoaggressiver (selbstablehnender) Tendenzen – Trauerarbeit bezüglich des Verlorenen – Autoaggressive Tendenzen bearbeiten – Rückzug aus dem Leben stoppen – Tendenzen zum Beziehungschaos (Dramatik) stoppen – Kennenlernen des Neides – Sich die Welt zur Heimat machen – Selbstarrangierte Niederlagen kennenlernen (biestiger Punkt) – Leben im Hier und Heute einüben – Begabungen und Potenziale herausarbeiten – Tröpfchentherapie – Andere Gefühlsräume als die Niedergeschlagenheit kennenlernen – Ausgeglichenes Leben einüben.
  8. Strahlung
    Die Schwere der Melancholie überträgt sich. Ebenso ein Vorwurf des Nicht-verstandeseins. Man hat das Gefühl es richtig machen zu müssen.

*) Erläuterung zu DSM und ICD
DSM steht für „Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“ und bedeutet „diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“. Es ist das nationale Klassifikationssystem der Amerikanischen Psychiatrischen Vereinigung (APA), das seit 1952 herausgegeben wird. Es steht in Konkurrenz mit dem internationalen Klassifikationssystem ICD der Weltgesundheitsorganisation (WHO). ICD steht für „International Classification of  Diseases“ und bedeutet „internationale statistische Klassifikation der Krankheiten“, die aus dem bereits 1893 eingeführten internationalen Todesursachenverzeichnis hervorgegangen ist und bereits 1938 in der 5. Ausgabe vorlagDie aktuelle Ausgabe ICD-10 hat andere Klassifikationsschlüssel als der aktuelle DSM-5, was den Vergleich erschwert.


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