Als ich im neuen Buch von Uwe Böschemeyer las, dass die Melancholie des Alters ein Zeichen von Lebensweisheit ist, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Ja klar, dachte ich, denn Melancholie ist die Trauer über das Getrennstsein vom Paradies. Nicht, dass ich mir das Paradies auf Werden wünschen würde. Ich habe schon begriffen, dass ein Leben ohne Gegensätze kein volles und erfülltes Leben in dieser Welt sein kann. Dennoch ist es gerade dem Typus 4 zu eigen, dass er eine besonders tief empfundene Verbindung zu dem fühlt, was er verloren hat, als dieses Leben begonnen hat.
Gehen wir davon aus, dass unser „Leben“ vor dem irdischen Leben und auch nach dem irdischen „Leben“ ein körperloses, also geistiges Dasein ist, so gibt es die Polarität nur in diesem Leben. Der Ort von dem wir kommen und zu dem wir wieder gehen ist frei von Polarität. Es ist ein Ort der immerwährenden Liebe zur Schöpfung und zur Schönheit dieser Welt. Daran kann sich Typus 4 besonders gut erinnern, dass es einen solchen Ort gibt und er leidet darunter, dass er diesen Ort für die Zeit seines irdischen Lebens verlassen hat. Ist das nicht Grund genug zu einer ruhigen Melancholie? Sie ist keine runterziehende Traurigkeit, sondern ein leichter Hintergrundsschemrz, der seine Wurzel im Getrenntsein von diesem wundervollen Ort hat. Das Wissen um diesen Ort oder die Gewissheit über diesen Ort, lässt eine ambivalente Freude aufkommen. Sie beinhaltet den kommenden Abschied von diesem Leben und die Vorfreude auf das Kommende.