Die BAUCH-Typen (8–9–1)

Bauchtypen 3
Die BAUCH-Typen heißen Starke (Typ 8), Friedliebende (Typ 9) und Reformer (Typ 1)

Es geht um Handeln und Autonomie

Bauchenergie hat mit unserem Handeln zu tun. Menschen, die der BAUCH-Gruppe angehören, grenzen sich gerne ab, sie wollen Autonomie. Im günstigen Fall erreichen sie Autonomie durch Weitherzigkeit, Verantwortung und Geduld. Im ungünstigen Fall durch Machtgebahren, inneren Rückzug und überkritische Bewertung. Weil sie mit der Ambivalenz des Lebens zu kämpfen haben, werden sie auch als Zorn-Typen bezeichnet. Ihrem unterschwellig aggressiven Wesen wird die Farbe rot zugewiesen. Die drei BAUCH-Typen unterscheiden sich im Umgang mit ihrer Hauptenergie, die verstärkt, blockiert oder umgelenkt werden kann:

Bauchenergie verstärkt      ➔    Typ 8 – Der Starke
Bauchenergie blockiert       ➔    Typ 9 – Der Friedliebende
Bauchenergie umgelenkt   ➔    Typ 1 – Der Reformer

Bauchenergie
BAUCH-Energie kann verstärkt, blockiert oder umgelenkt sein

Im Folgenden stelle ich die Enneagramm-Typen 8, 9 und 1 unter folgenden Gesichtspunkten vor:

  1. Beschreibung des Charakters
  2. Stärken
  3. Schwächen
  4. Verführung
    Der typologisch bedingte Trieb, der das Leben erschweren kann, wenn der Menschen ihm folgt
  5. Pathologie
    Das krankhafte und/oder abnorme Erscheinungsbild, das sich bei anhaltender Trieborientierung einstellen kann
  6. Wertorientierung
    Die in jedem Menschen angelegte Möglichkeit zur Befreiung vom Trieb und zur Entwicklung der Persönlichkeit. Je mehr sich ein Mensch in seine typologisch angelegte geistige Werthaltung eindenkt, einfühlt und danach handelt, desto deutlicher zeigen sich die Stärken seines Charakters und um so kraftvoller und sinnerfüllter gestaltet er sein Leben.
  7. Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung
  8. Strahlung
    Woran wir den Typus erkennen können, besonders dann, wenn er noch wenig entwickelt ist und sich von seiner schwachen Seite zeigt.

Typ 8 – Der Starke
(auch Führer, Kämpfer oder Boss)

„Alles hört auf mein Kommando“

Martin Luther King war Enneagramm-Typ ACHT
Beispiel für Enneagramm-Typ ACHT: Martin Luther King
  1. Beschreibung des Charakters
    Menschen vom Typ ACHT sind tief in ihrer eigenen Kraft verwurzelt. Sie brauchen Herausforderungen, um ihre Kraft zu spüren, und sie braucht sie, um andere besser durchschauen zu können. Kampf ist für sie Leben, Leben ist für sie (zunächst) Kampf. Doch das verborgene Kind in ihnen kennt und liebt auch das zarte Spiel.
  2. Stärken
    Die Stärken des Starken sind die eines „gütigen Menschen„. Er ist geradeheraus, unverstellt, echt, vital, enthusiastisch und schwungvoll. Er steht mit beiden Beinen auf dem Boden, ist selbstbewusst, selbstbehauptend, durchsetzungsstark, heroisch, beschützend und konfrontationsfreudig. Er scheut keine Konflikte und Auseinandersetzungen. – Wenn es die Starken nicht gäbe, gäbe es mehr Anarchie. Sie haben etwas Ordnendes und Organisierendes, was Anarchie nicht zulässt.
  3. Schwächen
    Die Schwächen des Starken sind die eines „Machtmenschen„. Er überrollt andere, ist dominierend und kommandiert gerne. Er ist ein notorischer „Nein“-Sager, streicht gern die Schwachpunkte anderer heraus, habt kaum ein Gespür für Schuld und Reue, ist aggressiv, will alle und alles unter Kontrolle haben, ist machthungrig, gewalttätig, hartherzig und tyrannisierend.
  4. Verführung
    Menschen vom Typus ACHT neigen zur Wollust (excess), die als exzessive Gerechtigkeits- und Wahrheitsliebe verstanden wird; sie äußert sich als lustvoll-schamlose Aggression und reagiert auf ein verletztes Gerechtigkeitsempfinden. Wollust erschwert das Leben. Sie wirft den Menschen nicht nur aus der eigenen guten inneren Verbindung, sondern auch aus der Verbindung mit anderen Menschen.
  5. Pathologie
    Der wollüstige Charakter verletzt die Rechte anderer und wird im Diagnostischen und statistischen Handbuch der Geisteskrankheiten (DSM) als soziopathisch oder antisozial bezeichnet. Diese Menschen halten sich nicht an die allgemeinen Verhaltensregeln: Sie sind impulsiv, handeln unverantwortlich und versuchen andere zu verletzen oder zu misshandeln; sie sind verlogen, gehen große Risiken ein und haben keinerlei Schuldgefühle. Im Gegensatz zu den meisten Menschen, bei denen das Bedürfnis nach Sieg und Rache durch Faktoren wie Liebe und Ängste eingeschränkt wird, fehlen hier derartige Gegengewichte.
  6. Wertorientierung
    Güte und Weitherzigkeit sind tief im Typus ACHT verwurzelt. Sie erleichtern sein Leben und kommen zum Vorschein, wenn er Zugang zu seinem verborgenen inneren Kind findet, dem Kostbarsten in ihm. Unter Güte versteht man eine freundliche, wohlwollende und nachsichtige Einstellung gegenüber Anderen. Wer gut und weitherzig anderen gegenüber ist, dem weitet sich das eigene Herz, der bringt Wärme in die Welt und erfährt die Sympathie anderer.
  7. Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung
    Das Weiche, Zarte, Verletzliche, Schwache und Verletzte in sich sehen lernen – Machttendenzen zum Thema machen – Eigene Ungerechtigkeiten beim Namen nennen lernen – Die sozialen Folgen der „rambohaften“ Lebensführung anschauen – Die eigenen Probleme beim Namen nennen – Das antisoziales Verhalten bearbeiten – Anima-Animus – Liebe und Güte leben.
  8. Strahlung
    Typus ACHT ist raumfüllend und dominant. Man will in Deckung gehen, aber auch gegenhalten.

Typ 9 – Der Friedliebende
(auch Ursprüngliche, Vermittler oder Bewahrer)

„Alles hat seine Berechtigung“

Papst Johannes XXIII. war Enneagramm-Typus NEUN
Beispiel für Enneagramm-Typus NEUN: Papst Johannes XXIII.
  1. Beschreibung des Charakters
    Menschen vom Typ NEUN gehören zu den „Stillen im Lande“. Sie fühlen sich (zunächst) in ihrer eigenen, verborgenen, inneren Welt am wohlsten. Die äußere Welt ist ihnen oft lästig und lenkt sie nur von dem ab, was sie in sich selbst erleben. Doch sie öffnen sich der Welt, wenn sie ihre eigenen Kräfte erfahren. Dann wird auch die äußere Welt für sie lebenswert.
  2. Stärken
    Die Stärken des Friedliebenden sind die eines „in sich ruhenden Menschen„. Sie sind ruhig, zufrieden, gelassen, gemütlich, versöhnlich, Frieden stiftend, unparteiisch, wie ein „ruhiger Pol“ in der Hektik des Alltags. Sie sind optimistisch, geduldig, bescheiden, emotional stabil, arglos, gutmütig, ausgeglichen, akzeptierend, freundlich und kommen mit allen Menschen gut aus. – Wenn es die Friedliebenden nicht gäbe, wäre die Welt veräußerlichter, denn die Innerlichkeit würde fehlen.
  3. Schwächen
    Die Schwächen des Friedliebenden sind die eines „Konfliktvermeiders„. Sie sind träge, Energie- und leidenschaftslos, wollen Ruhe um jeden Preis, gehen meist den Weg des geringsten Widerstandes, sind unpünktlich, vergesslich, trauen sich nicht viel zu, spielen Konflikte herunter, sind stur, hilflos, realitätsfern und melancholisch.
  4. Verführung
    Menschen vom Typus NEUN neigen zur Trägheit. Trägheit (laziness) meint die spirituelle Passivität oder mangelnde Antriebskraft hinsichtlich der Suche nach der eigenen „Essenz“.
  5. Pathologie
    symbiotisch.
  6. Wertorientierung
    Wer sich von seiner Antriebsarmut nicht plagen lassen will, muss lernen Verantwortung  zu übernehmen. Sie ist tief im Typus NEUN verwurzelt und erleichtert sein Leben. Denn wer bereit ist, Verantwortung zu tragen, antwortet auf die Fragen, die ihm das Leben stellt. Das hat zur Folge, dass er befreit ist vom lästigen Kreisen um das, was er nicht ist, nicht hat und nicht kann. Deshalb beunruhigen ihn die wechselnden Geschicke menschlicher Existenz nicht so sehr wie manch anderen. Er fühlt tiefes Vertrauen ins Leben, Seinsgewissheit und Zuversicht. Seine Friedfertigkeit darf nicht mit Konfliktunfähigkeit verwechselt werden. Typ NEUN sucht die Konfrontation zwar nicht, kann seinen Standpunkt aber klar zur Sprache bringen.
  7. Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung
    Konfliktfähigkeit trainieren – Die Antriebskräfte stärken –  Handelnde Verantwortung in der Welt übernehmen – Erhellung verdeckter Aggressivität – Wert- und Sinnsuche – meine Lebensaufgabe – Lebensverachtende Tendenzen bemerken –  Hochmütige Tendenzen bemerken – Rückzugstendenzen stoppen und Gemeinschaftsleben fördern – Das Ausweichen in Nebentätigkeiten bemerken – Die eigene Stärken kennenlernen.
  8. Strahlung
    Typus NEUN ist lahm, konturlos und wegschwimmend. Er ist irgendwie nicht greifbar.

Typ 1 – Der Reformer (auch Perfektionist)

„Es gibt immer etwas zu verbessern“

Erich Kästner war Enneagramm-Typ EINS
Beispiel für Enneagramm-Typ EINS: Erich Kästner
  1. Beschreibung des Charakters
    Menschen vom Typus EINS wollen hoch hinaus. Mit dem, was ist, geben sie sich nicht so leicht zufrieden. Verändern wollen sie sich, verändern wollen sie auch die Welt, und das sofort! Geduld ist daher (zunächst) nicht ihre Stärke. Leben soll vollkommen sein! Sie neigen zum Perfektionismus. Doch wenn sie lernen das Leben anzunehmen, so wie es ist, können sie vieles so sein lassen, wie es nun einmal ist.
  2. Stärken
    Die Stärken des Reformers sind die eines „gelassenen Menschen„. Er möchte alles mindestens 100%ig machen. Er erwartet, dass immer alles so ist, wie es sein sollte. Er ist fair und gewissenhaft, macht sich viele Gedanken, ist treu, ordentlich, pünktlich, zuverlässig, idealistisch, sehr diszipliniert, hat eine sehr starke Selbstkontrolle, Sinn fürs Detail und sehr hoch entwickelte ethische und moralische Maßstäbe. – Wenn es den Reformer nicht gäbe, dann wäre die Geschichte nicht vorangeschritten und es hätte sich nichts bewegt; denn der Reformer treibt die Entwicklung dynamisch voran.
  3. Schwächen
    Die Schwächen eines Reformers sind die eines „Perfektionisten„. Er ist perfektionistisch, empfindlich und ungeduldig, oft frustriert und unzufrieden, weil es oft nicht so ist, wie es sein soll und sich nicht in einem überschaubaren Zeitrahmen verwirklichen lässt. Er ist intolerant, hyperkritisch, oft in „geladenem“ Zustand, kleinlich in manchen Dingen, ständig in Zeitdruck und zögerlich bei Entscheidungen. Er verurteilt sich und andere, ist stur, pedantisch, selbstgerecht, ironisch und erbarmungslos.
  4. Verführung
    Menschen vom Typus EINS neigen zum Zorn. Ihr Zorn (anger) besteht in dem unterschwelligen Ärger über die eigene Unvollkommenheit sowie über die Unvollkommenheit anderer. Zorn macht das Leben schwer und wirft den Menschen aus der guten inneren Verbindung mit sich selbst.
  5. Pathologie
    Verliert Typus EINS die Verbindung zu sich selbst, kann ihn das in den Zwang treiben. Zwanghaft wird er, wenn er meint es nicht richtig zu machen und Angst vor Strafe hat. Die Strafangst versucht er durch Zwangshandlungen zu binden, die er so lange wiederholt, bis er es endlich richtig gemacht hat.
  6. Wertorientierung
    Geduld bringt die ersehnte Erleichterung und die verlorene Verbindung mit sich selbst. Wer geduldig ist, lebt in der Zeit und hofft darauf, dass sich die kommende Zeit auch von ihrer guten (und von ihm erwünschten) Seite zeigen kann.
  7. Hilfen zur Persönlichkeitsentwicklung
    Erfahrung von Güte – Einüben von Liebesfähigkeit – Aggressivität bewusst machen – Zensor kennenlernen –  Autoaggressionen bearbeiten – Gesunde Kritikfähigkeit erlernen – Loslassen – Ungeduld bemerken – Lebensgeschichte bearbeiten – Ausweichen ins Denken thematisieren –  Verantwortlichkeiten reduzieren – Ambivalenzcharakter des Lebens bejahen – Immer weniger ausweichen – Autosuggestive Formeln einüben – Humor – Sich verwöhnen.
  8. Strahlung
    Der Reformer ist in seiner fordernden Ungeduld erkennbar. Wenn man das Gefühl hat etwas falsch gemacht zu haben, könnte es ein Typ 1 sein.


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