Tugenden und Laster

Tugenden und Laster

TUGENDEN/WERTE machen die helle Seite in unserem Leben aus. Das sind die guten inneren Haltungen, die unser Leben begünstigen. LASTER/SÜNDEN machen die dunkle Seite in unserem Leben aus. Das sind die schlechten inneren Haltungen, die uns manchmal ganz ungewollt triebhaft überkommen und die sich wie Monster gebärden, wenn wir ihnen keinen Einhalt gebieten. Das ressourcenreiche Menschenbild der Logotherapie geht davon aus, dass unser Leben nicht schicksalhaft bestimmt ist. D.h. wir können die Zügel selbst in die Hand nehmen und Einfluss darauf nehmen, ob helle oder dunkle Kräfte unser Leben bestimmen. Wir sind aufgefordert von unserer inneren Freiheit Gebrauch zu machen, die es uns ermöglicht, Abstand von den unguten Trieben zu bekommen, um uns den hellen Kräften vom geistigen her zuwenden zu können.

Die Logotherapie räumt dem Menschen nicht nur die Möglichkeit  zur inneren Freiheit ein, sie spricht jedem Menschen auch die Verantwortung für das eigene Leben zu. Freiheit und Verantwortung sind wie Zwillinge, sie gehören zusammen, wie die Vor- und Rückseite einer Münze. Frankl räumte ein, dass es manchmal sehr unangenehm sein kann, dies zu hören. Denn frei und eigenverantwortlich zu leben heißt, dass wir uns von der bequemen und oftmals vertraut gewordenen ungut-triebhaften Seite in uns verabschieden müssen. Dann sind plötzlich nicht mehr andere Menschen oder die Umstände Schuld an unserem qualvollen Dasein, sondern wir selbst sind die Ursache dafür, dass wir es so weit haben kommen lassen.

LASTER – Das Dunkle, das uns überkommt
Facetten der Laster

Wenden wir uns zuerst unseren Lastern zu. Jeder von uns hat sie. Sie begleiten unser Leben, ob wir es wollen oder nicht. Nicht selten schleichen sie sich ganz unbemerkt in unser Leben ein und übernehmen dann gerne die Führung. Wir müssen die dunklen Kräfte kennen, wenn wir ihr Dasein eindämmen wollen. Mit etwas Humor geht das sehr viel leichter.

Deshalb möchte ich Ihnen jetzt die MONSTER DES ALLTAGS vorstellen. Sie stammen von Christian Moser (1966 – 2013). Er war Autor, Illustrator, Kabarettist und Comiczeichner. Seine Arbeiten erschienen unter anderem  in “Tempo”, “Prinz” und der “Süddeutschen Zeitung”. Von 1993 bis 1995 war er Chefredakteur des Magazins “Comicstrich”. Er veröffentlichte Biografien über Johann Wolfgang Goethe, Sigmund Freud und Karl May. Seit 2001 entstanden vier Bücher sowie eine Jubiläums-Anthologie über die MONSTER DES ALLTAGS, eine lexikalische Aufbereitung menschlichen Missverhaltens mit wissenschaftlichem Impetus und treffsicherer Ironie. Lesen Sie bitte, was die “Monster-Forschung” herausgefunden hat:

Christian Moser (1966-2013)
Christian Moser (1966-2013) mit einer seiner Schöpfungen. (Quelle: Tagesspiegel.de, 16.08.2013)
Unser Leben könnte so schön sein …

… würden uns nicht ständig Launen und Gefühlsschwankungen aus der Bahn werfen. Jedoch: Wir sind nicht Schuld an all dem unguten Verhalten, das wir an den Tag legen. Auch nicht Ich, Über-Ich, Erbsünde, Archetypen, Karma oder der Teufel. Dank jahrelanger Erforschung und Analyse des menschlichen Denkens, Fühlens und Handelns konnten die wahren Verantwortlichen entlarvt werden: Hinter unseren Zwängen und Trieben steckt niemand anders als die MONSTER DES ALLTAGS, jene personifizierten menschlichen Abgründe, die uns selbst und anderen zur Plage werden, wenn sie zu viel Macht bekommen.

Christian Moser hat mehr als 200 Monster karikiert. Eine Auswahl davon finden Sie in der folgenden Abbildung. Zur bessere Lesbarkeit, klicken Sie bitte auf das Bild, um es zu vergrößern.

„Die Monster des Alltags“ von Christian Moser

Die individuelle Benennung der Monster bezieht sich auf die Verhaltensweisen, die von ihnen hervorgerufen werden: Wenn beispielsweise in einer zwischenmenschlichen Beziehung einer der Partner übertrieben misstrauisches Verhalten an den Tag legt und versucht, die Freiheit des anderen einzuschränken, kann ein Befall durch das Monster Eifersucht diagnostiziert werden.

Obwohl die Monster meist Einzelgänger sind, suchen sie bisweilen doch die Nähe ihrer Artgenossen. So führen beispielsweise Versuchung und Gier eine äußerst fruchtbare Koexistenz. Auch Übermut und Selbstzweifel befallen oft ein und dasselbe Opfer, wechseln sich dabei jedoch ab und liegen so in ständigem Kampf miteinander. Die Beziehungen zwischen den Monstern beschränken sich indes nicht auf situationsbedingte Spontankontakte und vorübergehende Kooperation, vielmehr bilden sie auch zielgerichtete Gruppen mit ausgeprägtem Rudelverhalten, wie dies bei den Süchten oder den Frühlingsgefühlen der Fall ist.

Die Monster lassen sich in zwei Kategorien einteilen: die unangenehmen und die wirklich bösartigen. Während die bösartigen äußerst gefährlich sind und ihr Opfer selten wieder loslassen, ist der Einfluss der unangenehmen Monster auf den Menschen nicht grundsätzlich negativ: Wenn sie im richtigen Verhältnis auftreten und keines zu viel Macht gewinnt, kann daraus durchaus ein ausgewogener Seelenzustand resultieren. Nur wenn dieses Gleichgewicht gestört wird, wird man sich selbst und anderen zur Plage. Die Grenzen sind jedoch nicht immer leicht zu ziehen – im Interesse eindeutiger Ergebnisse beschäftigt sich die Forschung deshalb primär mit den extremeren Ausprägungen monstergesteuerten Verhaltens.

Ausführliche Informationen über die Monster finden Sie in den  Büchern von Christian Moser, die im Carlsen-Verlag, Hamburg erschienen sind und bei Amazon bestellt werden können.

Band 1 ( 2007) Band 2 (2008) Band 3 (2009)
Weihnachten (2010) Jubiläumsband (2011)
WERTE – Das Helle, das wir oft erst suchen müssen
Facetten der Tugenden

Wenden wir uns nun den hellen und lebensfördernden Kräften zu, die wir neben den Monstern auch in uns vorfinden. Wir nennen sie TUGENDEN oder WERTE. Sie gründen im „geistig Unbewussten“. Das ist ein dritter und eigenständiger Bereich im Unbewussten, den Viktor E. Frankl (1905-1997), der Wiener Neurologe, Psychiater und Begründer der Logotherapie, neben das “persönlich Unbewusste” von Sigmund Freud und das “kollektiv Unbewusste” von C.G. Jung stellte. Frankl hatte erkannt, dass unser Leben um so besser gelingt, je mehr wir von den geistigen Werthaltungen Gebrauch machen, die uns mit dem Leben gegeben sind.

Neben den geistigen Werten finden wir im Unbewussten auch die emotionalen Spuren unserer Lebensgeschichte und die kollektiven Erfahrungen aus der Menschheitsgeschichte
Neben den geistigen Werten finden wir im Unbewussten auch die emotionalen Spuren unserer Lebensgeschichte und die kollektiven Erfahrungen aus der Menschheitsgeschichte

Von unseren Werthaltungen Gebrauch zu machen, ist manchmal leichter gesagt als getan, denn viele der im geistig Unbewussten angelegten Wertgefühle müssen erst einmal in unser Bewusstsein gehoben werden, bevor sie uns zur Verfügung stehen und unser Leben zum Guten hin beeinflussen können. Mit dem, was für unser Leben wertvoll ist, verhält es sich also nicht anders, als mit den Schätzen, von denen die Märchen erzählen. Schätze liegen nicht einfach auf der Straße herum. Wir müssen sie oftmals mit Ausdauer suchen. Erst dann werden wir fündig und können von ihnen profitieren. 

Geist stärkt, wenn er zum Ausdruck kommt

Geist und Werte

Alle Werte sind Facetten unserer geistigen Dimension und daher miteinander verwandt. Sie sind Ausdruck des Lichtes, das in uns ist. Oftmals unterscheiden sie sich nur in Nuancen voneinander und wir müssen andere Werte zur Erklärung und Abgrenzung heranziehen.

Werte haben eine verbindende Wirkung. Sie schaffen Zusammenhänge, die uns sinnvoll erscheinen. Wer seine Wertgefühle lebt, fühlt sich mit sich selbst, mit anderen und mit der Welt verbunden, ist in der Welt und in sich zu Hause, ruht in sich und fühlt sich vom Leben getragen. Das Gefühl der Verbundenheit macht den spürbaren Zugewinn an Lebensenergie aus, den gelebter Geist mit sich bringt. Weil das Gefühl des Verbundenseins für uns so wichtig ist, ist die Besinnung auf werthaltige Worte von existenzieller Bedeutung. Wertorientierung überwindet das Trennende in uns und in der Welt. Dort, wo Geist zum Ausdruck kommt, ist kein Raum für Dunkles, Lebensfeindliches, Trennendes, Schwächendes oder Krankmachendes.

Werte gibt es viele – mehrere hundert. Sie haben sich im Laufe der Menschheitsgeschichte als diejenigen inneren Haltungen herauskristallisiert, die uns selbst, anderen Menschen und der Gemeinschaft gut tun. Wir können nicht alle Werthaltungen gleichzeitig leben. Das sollen wir auch nicht. Vielmehr geht es darum den einzelnen Lebenssituationen dadurch einen Sinn zu geben, dass wir ihnen mit einer Werthaltung begegnen, die unserem Wesen entspricht. Unser Leben gelingt in dem Maße, wie wir im Ausdruck unserer Werthaltungen geübt sind. Das kommt einer Lebenskunst gleich, zu der wir immer wieder aufgefordert sind.

Mehr über das Wesen unserer geistigen Werte erfahren Sie hier:
Unsere Werte von A bis Z.

Von der Polarität in unserem Leben

Polarität

Es ist gut, dass unser Leben nicht nur von Lastern geplagt und nicht nur von Wertgefühlen getragen ist. Erst das Zusammenspiel der Gegensätze, der hellen und der dunklen Kräften, haucht unserem Körper Leben ein. Ihr Zusammenspiel ist die Grundlage unserer körperlichen Existenz. Das Spannungsfeld zwischen den Polen hält unser Leben aufrecht, hält es in Bewegung und in fortwährender Veränderung. Unsere Sehnsucht nach andauernder Schönheit, Harmonie oder einem anderen paradiesischen Zustand ist zwar sehr verständlich, auf Dauer aber nicht lebbar. Denn ohne einen Gegenpol kommt unser Leben zum Stillstand, zum Ende, zum Tod.

Nicht das Vorhandensein der Pole können wir beeinflussen, wohl aber ihre Wirkung auf unser Leben. Und zwar in der Weise, dass wir unsere Aufmerksamkeit bewusst auf das lenken, was unser Leben fördert. Weil die hellen Kräfte unser Leben fördern, ist es sinnvoll sich nach ihnen auszustrecken. So können sie den Raum unserer Wahrnehmung füllen und ihre Wirkung entfalten.

Wo Helles ist, findet Dunkles keinen Platz. Diese Gesetzmäßigkeit erleben wir täglich, wenn wir abends eine Lampe einschalten. Licht kann das Dunkle verdrängen aber Dunkles kann kein Licht verdrängen. Oder kennen Sie einen Dunkelstrahler, der das Licht auslöschen kann, wenn er eingeschaltet ist?

Weil unsere Welt vom Hellen erschaffen wurde, hat auch nur das Helle wahre Wurzeln in unserem Leben. Das Dunkle irrt dagegen wie ein ungebetener Gast durch unsere Welt und muss um seine Existenz fürchten. Deshhalb kommt es oft laut und maskiert daher und versucht uns von seiner Stärke und Bedeutung zu überzeugen. Darin ist es oft sehr geschickt, so dass es ihm zunächst gelingt uns in seinen Bann zu ziehen. Doch die Erfahrung lehrt uns, dass das Dunkle seinen Schein nicht wahren kann, wenn wir beginnen Widerstand zu leisten. Lernen wir unsere geistigen Fähigkeiten kennen und machen von Ihnen Gebrauch, verliert das Dunkle schnell an Wirkung. Oft plustert es sich noch einmal auf, bevor es schimpfend die Bühne verlässt.

Welche TUGENDEN und LASTER sind in Dir?

Tugenden und Laster in mir

Es gibt eine wunderbare Wertimagination, die unsere hellen und dunklen Kräfte zu visualisieren weiß, so dass wir ihnen begegnen und sie kennen lernen können. Indem wir die lebenverneinenden und die lebenbejahenden Kräfte personifizieren, also als Personen vor unser inneres Auge treten lassen, werden sie uns bewusst, können wir ihre Ausstrahlung und Wirkung wahrnehmen, ihre Worte hören und uns bewusst machen, wie sie agieren und welches Ziel sie haben. Die Wertimagination, von der ich spreche, gleicht einer Gerichtsverhandlung, wie wir sie auch aus dem konkreten Leben kennen. Dazu finden wir uns imaginativ in unseren inneren Gerichtssaal ein und nehmen wahr, welche Ausstrahlung und Wirkung er auf uns hat. Dann lassen wir den Ankläger kommen und hören, was die dunkle und lebensfeindliche Seite in uns zu sagen hat. Danach lassen wir den Verteidiger kommen und hören, was die helle und lebensfördernde Seite uns zu sagen hat. Nachdem die dunkle und die helle Seite gehört wurden, kommt der Richter und fasst einen Beschluss, damit unser Leben weiter gehen kann. Der Richter ist die Personifizierung einer dritten Instanz in uns, von der bisher noch nicht die Rede war. Wir nennen sie die Stellung nehmende Person. Man könnte sie auch den inneren Beobachter nennen. Sie ist eine Instanz, die ihren Ursprung ebenfalls im geistig Unbewussten hat. Eine Fähigkeit, die wir also aufgrund unserer geistigen Fähigkeiten haben.    Diese Instanz entscheidet, wie wir mit den beiden Seiten sinnvoll umgehen in uns umgehen wollen, damit unser Leben weiter fließen kann.

Werte für unser Leben