»Ins Land der inneren Selbstbejahung«

Nachdem ich die Wertimagination bei Dr. Peeck in einem VHS-Seminar Anfang Februar 2007 kennen gelernt hatte und begeistert war, meldete ich mich für einige Einzelsitzungen bei ihm an. Ich wollte mehr über meine inneren Bilder und über die Symbolsprache des Unbewussten lernen. Hatte ich in der Gruppensituation des Seminars zunächst erfahren wie es ist, wenn jeder für sich selbst an ein verabredetes Ziel wandert, so wollte ich nun erleben, wie es ist, auf der inneren Wanderung individuell begleitet zu werden. Die ersten vier Termine waren noch dem Erzählen meiner Lebenszusammenhänge und dem Kennenlernen der ersten Wertgestalten gewidmet. Nachdem ich Kontakt zu meinem inneren Verbündeten, Indianer und Heiler gefunden hatte, war es dann endlich so weit: Unter Führung des Verbündeten erlebte ich das »Land der Selbstbejahung«, ein potenzialorientiertes Ziel, das jedem Menschen gut tut, wenn er mit ihm in Berührung kommt.

Ich erzähle von dieser erste Imagination besonders gerne, weil sie ein schönes Beispiel dafür ist, dass inneren Wanderungen – besonders zu Beginn der wertimaginativen Arbeit – etwas „holprig“ verlaufen können. Das hat zum einen damit zu tun, dass wir in einer polar strukturierten Welt leben und die gegensätzlichen Kräfte in uns nicht aufheben können. Selbst erfahrenen Imaginanden begegnen die störenden Kräfte immer wieder, die uns die Zugänge zu den Potenzialen im Leben erschweren. Solange wir im Umgang mit diesen Kräften noch wenig vertraut sind, ist es deshalb besonders wichtig einen erfahrenen Begleiter an der Seite zu haben, der uns über unsere Irritationen und Unsicherheiten hinweg, sicher an das verabredete Ziel führen kann. Zum anderen sind „Anfänger“ noch wenig mit ihrer inneren Bilderwelt vertraut. Ihr Verstand stört oft beim Wahrnehmen der Bilder. Sie haben noch kein Gespür dafür, ob die inneren Bilder vom Verstand her »erdachte Einbildungen« oder vom Unbewussten her »erwünschte Ausbildungen« sind. Sie sich deshalb oft mit der Frage beschäftigt: »Sind meine Bilder echt, kann ich mich auf sie verlassen?« Ihr Misstrauen verzerrt die Klarheit der Bilder des Unbewussten und beeinträchtigt die Kraft und Autonomie ihrer Wertgestalten.

Zu Beginn der Arbeit mit inneren Bildern ist es wichtig  keine zu hohen Erwartungen an das Gelingen der ersten Wertimaginationen zu stellen. Das Erleben vertieft sich erst im Laufe der Arbeit und damit auch der Gewinn aus den inneren Bildern.

In meiner ersten Imagination traten eine Reihe von Irritationen auf: Es verunsicherte mich, dass sich das Aussehen des Verbündeten zur vorangegangenen Imagination verändert hatte, dass das Gesicht des Indianers fast weiß war und mich keinesfalls an einen Indianer erinnerte und dass seine Hände unerwartet rau waren. Als ich im weiteren Verlauf der Imagination die Landschaft der Selbstbejahung vor mir sah, war ich unsicher, ob sie mich tragen würde und ob ich mich in sie hineinwagen kann. Ich war auch unsicher, ob ich den Anweisungen meiner Wertgestalt folgen soll. An einer anderen Stelle der Imagination wechselte ich aus der Position des Erlebenden in die des Beobachters. Plötzlich war ich es nicht mehr selbst, der in seinen Bildern wanderte, sondern ich sah mich aus einer Distanz heraus in den Bildern wandern. All diese kleinen und größeren Hürden konnte ich durch die Hilfestellungen von Herrn Peeck überwinden und erlebte schließlich die Kraft der Selbstbejahung. Mir zeigte sie sich in einer weiten, saftig grünen Landschaft, in der ich mich wohl fühlen und Kraft aus einer frischen Wasserquelle schöpften konnte. Doch beginnen wir am Anfang:


Einstieg in die Wertimagination

Jesus (gespielt von Diogo Morgado) im Film «Son of God»; http://www.livenet.de/themen/glaube/glaube/277830-was_er_selbst_ueber_sich_sagte.html

Zunächst sollte ich Kontakt zu den drei Wertgestalten aufnehmen, die ich bereits kennen gelernt hatte. Der innere Verbündete erschien im Gesicht deutlich älter, als beim ersten Mal, wirkte jedoch vertrauensvoll und in sich ruhend (wenn sich Wertgestalten verändern, ist das nicht schlimm. Wichtig ist ihre gute Ausstrahlung). Beim Indianer konnte ich erstmals das Gesicht erkennen. Für eine „Rothaut“ empfand ich es sehr hell. Seine Augen wirkten distanziert und beobachtend, als würde er darauf warten, dass etwas passiert. Zur Verdichtung des Kontakts reichte ich ihm die Hände und war unangenehm überrascht, weil sie so spröde waren (der distanzierte Blick und die spröden Hände sind Projektionen meinerseits, sie spiegeln mein anfängliches Misstrauen zur Kraft des Ursprünglichen wieder). Dennoch machte er eine ermutigende Handbewegung, die zum Ausdruck brachte: „Du schaffst es schon“. Unverändert zeigte sich mir mein innerer Arzt, mit weißem Kittel und einem Spiegel auf dem Kopf, so wie ich es von unserem Hausarzt kannte, als ich noch ein kleiner Junge war. Auch er wirkte in sich ruhend und beruhigend.

Der Wertgestalt folgen

http://i.huffpost.com/gen/1623233/images/n-469212101-large570.jpg

Herr Peeck empfahl mir den Verbündeten zur Führung. Ich sollte ihn bitten, mich in das »Land der inneren Selbstbejahung« zu führen. Dieser gab mir ein Zeichen und ich folgte ihm. Wir gingen zunächst sehr steile und schmale Stufen an einem felsigen Berghang nach oben. Links ging es steil nach unten, rechts steil nach oben. Damit man nicht herunterfallen konnte, war zur linken Seite ein Geländer zum Anfassen. Die Felsen waren dunkel und glänzend, so als wären sie feucht und rutschig. Plötzlich tat sich eine schmale grüne Ebene auf. Ich war unsicher, ob diese Ebene mich tragen würde. „Was signalisiert ihnen ihr innerer Verbündeter“, frage mich Herr Peeck. „Zuversicht und Vertrauen“, antwortete ich, denn ich hatte das Gefühl, dass er wußte, wohin er mit mir wollte. Ich war dennoch verunsichert und schwankte zwischen meinem Mißtrauen und dem Vertrauen, was von meinem inneren Verbündeten ausging. Ich versuchte mich auf das Vertrauen meines Verbündeten einzulassen. Dann konnten wir weiter gehen.

Am Ziel ankommen

Skye-Sligachan-Ebene; http://www.adventure-magazin.de/Schottland.htm

Die Ebene wurde immer breiter. Berge rechts uns links wirkten wie ein Schutzwall für diese Landschaft. Ich sah einen Fluss. Wir gingen dort hin. Mein innerer Begleiter setzte sich an das Wasser und bedeutete mir, dies ebenfalls zu tun. Er schöpfte Wasser mit der Hand und trank es. Ich sollte es ebenfalls tun. Ich spürte eine Verbundenheit zur Natur durch das Trinken des klaren Wassers. Die Kühle erfrischte mich angenehm. Mir fiel auf, dass wir direkt an der Quelle des Flusses saßen. Die Landschaft war weit und ruhig, sie wirkte beruhigend auf mich. Ich betrachtet meinen inneren Begleiter. Er bedeutete mir: „Siehst du, hier gehörst Du hin, hier ist Dein Platz“. Es war ein gutes Gefühl an diesem Platz zu verweilen.

Sich mit der Quelle des Lebens verbunden fühlen

Tragende Hand; http://www.amazing-discoveries.org/bibliothek-artikel/aufsehen-zu-jesus-das-geheimnis-eines-siegreichen-christenlebens

Dr. Peeck wies mich an, einmal aufzustehen. Unsicherheit kam in mir auf. Der innige Kontakt zur Körpermitte, den ich im Sitzen empfunden hatte, war verloren. Ich schaute mich um. Als ich mich der entgegengesetzten Richtung zuwendete, sah ich plötzlich ganz viel Licht, wie von einer Sonne. Es war helles Licht, innen gelblich nach außen weiß. Ich konnte fast nichts anderes mehr sehen. Es war so hell, dass ich den Boden kaum noch erkennen konnte. Ich sollte weiter in das Licht gehen. Plötzlich verlor ich den Boden unter den Füßen und flog ins Zentrum des Lichtes. Dr. Peeck fragte mich, ob ich selber fliege oder ob ich mich fliegen sehe. Da ich mich fliegen sah, sollte ich an die Stelle zurückkehren, wo ich noch Boden unter den Füßen hatte und meinen inneren Verbündeten bitten, dass er mich führt (der Imaginand soll unmittelbar und nicht als Zuschauer erleben). Er nahm mich an die Hand und wir gingen weiter. Ich sah und spürte nur noch das Licht. Er war angenehm. Ich sollte meine Hände nach oben ausbreiten. Da durchströmte mich das Licht, über die Hände in die Arme, durch den Körper bis in die Füße und durch die Füße hindurch bis in den Erdboden. Es war wie eine Verankerung mit dem Boden. Ich stand ganz fest auf dem Boden und spürte, wie das Licht durch mich hindurchfloß, eine belebende Energie. Ich sollte mit meinem inneren Ohr hören, ob das Licht mir etwas zu sagen hat. Und es sprach „Du bist in Ordnung, so wie Du bist“. Es war herrlich, ich war begeistert. Ich sollte versuchen weiter in den Kern dieses Lichtes zu schauen. Ich meinte einen roten Kern gesehen zu haben, der aber wieder verschwand. Dann fragte ich mich, ob da vielleicht etwas dunkles war.

Zurückkommen

An dieser Stelle brachen wir ab (denn ich war aus dem Erleben ins Denken gekommen). Ich sollte noch einmal an die Stelle der Wasserquelle zurückgehen. Ich bedankte mich bei meinem inneren Verbündeten und nahm Abschied aus der inneren Welt. Ich war tief bewegt und erfreut. Es war ein tolles Erleben.


Was die inneren Bilder sagen

Nachdem ich am Ziel angekommen war, zeigte mir das Unbewusste im Bild der weiten, saftig grünen Landschaft, welche guten Kräfte in der Selbstbejahung liegen. An diesem Ort schien die Polarität für einen Moment aufgehoben zu sein. Es gab nur noch das uneingeschränkte Ja zu mir. Ein wunderbar belebender Augenblick. Ein besonders intensives Erleben. Es motivierte mich, mich auch im Leben immer wieder in der Selbstbejahung zu üben, also darin zu üben, mich nicht von anderen Kräften ins Gegenteil, d.h. in die Selbstverunsicherung, Selbstinfragestellung und Selbstverneinung treiben zu lassen. Denn ich hatte begriffen, was Selbstverneinung bedeutet: Jedes Nein zu uns ist ein Nein zu unserem Dasein, ein Nein zu unserer Existenz und ein Nein zu unserem ganzen Leben. Mit einem Nein berauben wir uns unserer eigenen Lebensgrundlage.

Ein Nein ist das Schlimmste, was wir uns selbst antun können

In den Bildern der Imagination gesprochen, bedeutet ein Nein, den Weg zurück zum Anfang der Imagination zu gehen. Dann verschwinden die saftigen Weisen und die weite Ebene wird zu einer engen und steilen Schlucht. Das angenehm saftige Grün wird zu einem feuchten und rutschigen Fels. Das Gehen wird beschwerlich. Es geht mit uns steil bergab. Wir müssen aufpassen nicht auszurutschen und den steilen Hang hinabstürzen. Am Ausgangspunkt angekommen, gibt es keine labende Quelle mehr und auch kein umhüllendes Licht, das uns am Leben erhält. Deutlicher können die inneren Bilder ihre Botschaft kaum vermitteln.

Wenn ich „Ja“ zu mir sage, was heißt das konkret?

Wenn ich Ja zu mir sagen, dann weitet sich der innere Raum, dann wird es friedlich und still in mir, dann kann ich durchatmen und Kraft schöpfen. Das gute innere Licht erstrahlt dann in mir und füllt mich aus. Dann fühle ich mich geborgen, dann fühle ich mich mit der Quelle des Lebens verbunden, dann werde ich mit Lebensenergie gespeist, dann werde ich eins mit der Lebensenergie. Dann fühle ich mich sicher und stark, dann kann ich schöpferisch und kreativ sein, dann sprudelt es aus mir heraus, dann lebe ich das beste aus mir heraus. Dann wird das gute innere Licht auch für andere sichtbar, dann habe ich eine gute Ausstrahlung.

Je mehr ich Ja zu mir sage, desto kleiner wird der Raum für ein Nein in mir. Je mehr ich Ja sage, desto offener bin ich für das, was ist. Konkret heißt es, dass ich zu allem in und an mir Ja sage. Ich sage Ja zu meinem Körper, so wie er ist. Ich sage Ja zu meinen Gedanken, so wie sie kommen. Ich sage Ja zu meinen Gefühlen – zu allen Gefühlen, zu den erwünschten genauso wie zu den unerwünschten. Ich sage Ja zu meinen Bewegungen, zu meiner Mimik und Gestik. Ich sage Ja zu mir als Ganzes, Ja zu dem, was ich zu meinen guten Seiten zähle und Ja zu dem, was ich zu meinen schlechten Seiten zähle. Und was ganz besonders wichtig ist, dass ich auch ja zu dem sage, was ich bisher an mir abgelehnt habe. Auch das gehört zu mir! Dieses uneingeschränkte und umfassende Ja zu allem, was ich bin, stärkt mich und hilft mir, meinen Weg zu gehen und meine Persönlichkeit weiter reifen zu lassen.

Noch einmal:

Am Ziel der Imagination nehmen wir die guten Kräfte war, die in uns angelegt sind. Unser Erleben ist besonders intensiv, weil die sonst immer vorhandenen Gegenkräfte für einen Moment aufgehoben sind. Wir erkennen die Möglichkeiten, die in unseren Potenzialen angelegt sind. Das motiviert uns auch im konkreten Leben nach ihnen zu suchen. Auch wenn wir sie auf Dauer nie erreichen werden, wir können uns aber darin üben unseren Potenzialen immer näher zu kommen, indem wir uns immer weniger von ihren Gegensätzen beeindrucken zu lassen.

Werte für unser Leben