Momente des Glücks

Wenn ich an das Wort Glück denke, dann fällt mir auf, dass wir es in zweifacher Weise verwenden. Wir können Glück haben und wir können glücklich sein. Wenn wir Glück haben, dann besitzen wir das Glück, dann können wir darüber verfügen. Wenn wir glücklich sind, dann ist das ein angenehmern Zustand, in dem wir uns befinden. Dafür mag es einen konkreten Grund geben oder auch nicht. Die Dauer unseres Glücks kann unterschiedlich lang sein und unterschiedlich intensiv empfunden werden. Es scheint also verschiedene Formen des Glücks zu geben. Der Lebenskunstphilosoph Wilhelm Schmid unterscheidet drei Formeln des Glücks. Er nennt sie

  • Zufallsglück,
  • Wohlfühlglück und
  • Glück der Fülle

Wenn wir Momente des Glücks erleben wollen und uns auf den Weg zum Glück machen, sollten wir wissen, welches Glück wir suchen und welche Eigenheiten dieses Glückes hat, damit wir nicht etwas erwarten, was dieses Glück nicht erfüllen kann und wir dadurch noch unglücklich werden.

Das Zufallsglück

Zufallsglück haben wir dann, wenn uns unvermutet etwas zufällt und das auch noch günstig für uns ausfällt. Wie der Name schon sagt, bleibt dieses Glück dem Zufall überlassen. Wann und wo es uns erreicht, können wir nicht vorher sagen. Die Unverfügbarkeit ist genau die Eigenheit des Zufalls und damit auch dieses Glücks. Auf den ersten Blick können wir auf dieses Glück wohl nur hoffen oder warten. Können wir dieses Glück auch kitzeln, damit es auf uns aufmerksam wird? Bei genauerer Betrachtung zeigt sich, dass es von der Art des Wartens abhängt, wieviel wir von diesem Glück erleben können. – Manche Menschen warten passiv, indem sie etwas bestimmtes vom Leben erwarten. Das sind eher die unglücklichen Menschen, die wenig Zufallsglück erleben. Andere warten aktiv, indem sie sich offen halten, für das was kommt. Das sind die glücklicheren Menschen, weil sie von den günstigen Zufällen profitieren, die ihnen das Leben hinhält.

Der passiv wartende Mensch

Der passiv wartende Mensch wartet auf etwas Bestimmtes, manchmal er-wartet er es sogar. Gerade so, als hättet er einen Anspruch darauf. »Es möge mir zufallen, sonst bin ich beleidigt und kehre dem Leben den Rücken zu.« So können wir denken und so können wir uns auch verhalten. Wir müssen dann aber auch mit den Folgen leben, die so etwas hat. Sind wir innerlich beleidigt und verschließen uns, nehmen nicht mehr am Leben teil, fühlen wir uns schnell isoliert, kraftlos und niederdrückt. Der Zustand verstärkt sich meist noch im Laufe der Zeit, denn durch die verschlossene Tür kann auch zukünftig nichts erfreuliches oder beglückendes kommen. Der Zufall kann diese Menschen nur wenig helfen. Mehr noch: Ganze Lebensentwürfe müssen unter Umständen auf ein unbestimmtes Später verschoben werden oder können sogar scheitern, wenn ein passiv wartender Menschen nicht das bekommen, worauf er wartet. Er ist so überzeugt davon, dass dies oder das nicht möglich ist, weil etwas anderes noch nicht eingetreten ist. Gründe gibt es viele. Oft fehlt diesen Menschen das Geld, ein passender Partner oder auch ein konkretes Ziel. Das beklagen sie, das macht sie unglücklich, nur ändern tut sich nichts.

Wenn ein Starrkopf die Lebensführung übernimmt und nur noch Zusammenhänge möglich erscheinen lässt, die er sich selbst er-dacht hat, dann werden wir blind für die vielen Möglichkeiten, die das Leben sonst noch für uns offen hält. Die innere Welt, die wir aus Träumen oder Imaginationen kennen, zeigt uns, dass es neben dem linear Denkbaren immer auch das assoziativ Erlebbare gibt. Einfälle, Ideen und Entwicklungen, alles Kreative gründet in den assoziativen Verbindungen, die unserer Wirklichkeit bereichern. Beide Aspekte, das lineare und das assoziative, müssen im Leben vorkommen können und es gehört zur Lebenskunst beide Möglichkeiten vorkommen zu lassen, sie miteinander zu kombinieren. Wollen wir vom Zufallsglück profitieren, so sind wir gefordert, uns auch für die nicht planbaren Zufälle offen zu halten.

Der aktiv wartende Mensch

Glückliche Menschen warten anders auf den Zufall, als unglückliche Menschen. Sie bleiben innerlich nicht stehen und warten auf etwas Bestimmtes. Sie gehen stetig voran und halten sich offen für das, was ihnen unterwegs entgegen kommt. Sie prüfen, ob sie von dem, was ihnen begegnet etwas gebrauchen können. Weil sie im Gehen sind, kommt ihnen viel Neues entgegen. Darunter kann Passendes aber auch Unpassendes sein. Das Umpassende nehmen sie in Kauf. Daran halten sie sich nicht lange auf, das lassen sie liegen. Das möglicherweise Passende nehmen sie mit und nutzen es für ihren weiteren Weg. So kommen sie im Leben voran. So bewegen sie sich auf ihr Ziel zu und kommen möglicherweise auf einem ganz anderen Weg dort hin, als sie es ursprünglich geplant hatten. Manche Menschen erkennen auch, dass ihnen unterwegs etwas besseres begegnet und sie passen ihr Ziel an die neuen Gegebenheiten an. Glückliche Menschen sind nicht deshalb locker und beschwingt, weil sie mehr Glück im Leben haben. Es verhält sich genau umgekehrt. Sie erleben mehr Glück, gerade weil sie locker und beschwingt durchs Leben gehen. Weil sie offen sind, kann ihnen das Leben mehr zuspielen, als anderen.

Der Wert der Offenheit

Für das Zufallsglück ist die innere Haltung der Offenheit besondere wertvoll. In einer Wertimagination zu diesem Wert (einer visuellen Kommunikation mit dem assoziativ „denkenden“ Unbewussten) wurde mir deutlich, wie schön die Welt in den Augen eines offenen Menschen erscheint. Da stört plötzlich sehr viel weniger. Alles darf sein. Die Welt ist in Ordnung, sie hat ihre Ordnung. Das ist beruhigend und entspannend und ein Grund um glücklich sein zu können.

Fazit

Es mag eine Lebensweisheit sein, dass der günstige Zufall gern zu den Menschen kommt, die sich offen für alle Zufälle halten, die positiven und die negativen. Und es mag genauso eine Lebensweisheit sein, dass der ungünstige Zufall gern zu den Menschen kommt, die nur den günstigen Zufall haben wollen. Fast so, als seien wir dazu aufgefordert, das ganz Leben zu bejahen. Denn nur so können wir seine innere Ordnung erkennen, in der wir uns eingebunden, aufgehoben und glücklich fühlen können.

Wer gut leben will, muss also seine Türen nach innen und außen öffnen. Das schafft die Verbindung, aus der wir unsere Lebenskraft schöpfen und ist auch die Grundlage dafür, dass uns – nicht nur, aber auch – etwas beglückendes zufallen kann.

Das Wohlfühlglück

Ein zweites Glück ist das Wohlfühlglück. Das ist das Glück, wonach wir heute am meisten streben. Dieses Glück kann für jeden Menschen unterschiedlich sein und es kann sich für jeden Menschen im Laufe des Lebens auch immer wieder ändern. Vor allem gehört zu diesem Glück Gesundheit, Spass haben, gute Laune erleben, angenehme Erfahrungen machen, Lust empfinden, Erfolg haben. Das sind alles positive Qualitäten, gegen die nichts einzuwenden ist. Wir können dieses Glück im Leben brauchen und das auch nicht zu knapp.

Der Vorteil vom Wohlfühlglück

Das Schöne am Wohlfühlglück ist, dass wir viel dafür tun können. Wenn wir überlegen, was uns gut tut, kennen wir die Zutaten für unser Wohlfühlglück. Wir können es inszenieren und zelebrieren. Wir können es ritualisieren und zu einem festen Bestandteil unseres Lebens machen. Wir können uns Zeit dafür nehmen und dafür sogen, dass es im Alltag nicht zu kurz kommt. Glücksmomente kann es viele geben. Ein Glücksmoment kann eine aromatisch duftende, wohlschmeckende Tasse Tee oder Kaffee sein, ein schöner Film am Abend, den man gemeinsam im Kino verbringt, ein vertrautes Gespräch, in dem Liebende oder Freunde sich verlieren können, ein gutes Essen oder auch die Wellness, die in einem schönen Hotel zu genießen ist. Auch die Herausforderung, die bewältig wird, die neue Erkenntnis, die neue Erfahrung, der unbekannte Weg, die ungewohnte Umgebung oder die andere Tätigkeit, so lange sie den Reiz des Neuen bietet. Manchmal kann die Vorfreude auf all das Verlangen und Begehren sogar mehr Glück vermitteln, als das Genießen selbst. Und auch die Erinnerung an all das Gute kann in uns Momente des Glücks hervorrufen.

Der Nachteil vom Wohlfühlglück

Allerdings: Zu häufiger Gebrauch schwächt die Wirkung ab, so dass die Dosis gesteigert werden muss oder man muss etwas anderes machen, damit es den Reiz nicht verliert. Weil auch dieses Glück nur die positive Seite vom Leben haben will, sind ihm Grenzen gesetzt. Jeder Versuch es zu maximieren, scheitert. Das liegt daran, dass dieses Glück Botenstoffe im Körper ausschüttet, die nicht ewig lange vorhalten und nicht unbegrenzt zur Verfügung stehen. Endorphine (endogene Morphine), Serotonin, Dopamin, Oxytocin oder Noradrenalin müssen vom Körper immer wieder neu gebildet werden, bevor sie ausgeschüttet werden können. Bei diesem Glück geht es also nicht um eine Maximierung, sondern um eine Optimierung. Das Optimum ist etwas anderes als das Maximum. Das müssen wir wissen. Es liegt irgendwo zwischen dem Minimum und dem Maximum. Im Französischen heißt diese Glück »bonheur«, die gute Stunde. Ob das Optimum im Einzelfall tatsächlich immer nur oder genau eine Stunde ist, muss jeder für sich selbst herausfinden.

Das Glück der Fülle

Bisher haben wir ein Glück kennen gelernt, über das wir nicht wirklich verfügen – das Zufallsglück – und ein weiteres, über das wir zwar verfügen, das wir aber nicht ständig beanspruchen können – das Wohlfühlglück. Beide Glücke werden einen Menschen nicht befriedigen, der sich dauerhaftes Glück wünscht. Die Werbung verspricht uns doch immer wieder neue Produkt für noch mehr Glück. Ist denn keines dabei, das uns dauerhaft glücklich machen kann? Macht vielleicht ein neues Auto die Männer dauerhaft glücklich oder eine neue Platinkette die Frauen? Ist es die neue Bio-Schokolade mit dem hohen Kakao-Anteil, der handverlesene Glückstee, der exklusive Raumduft oder ganz schlicht das neue Waschpulver mit der Extra-Weich-Formel, das uns dauerhaft glücklich machen kann?

Ein Produkt, dass uns dauerhaft glücklich macht, gibt es bisher nicht und wird es in absehbarer Zeit auch nicht geben. Zumindest nicht in der äußeren Welt. Was es aber schon lange gibt, ist eine innere geistige Haltung, um die wir uns bemühen können, wenn wir nicht nach euphorischen Momenten, sondern nach einem anhaltenden und zurückhaltenden Glück suchen, was man als Lebenszufriedenheit benennen könnte. Dann müssen wir uns mit dem Glück der Fülle anfreunden.

Was damit gemeint ist, können uns die alten Philosophen sagen. Die wussten, wie dauerhaftes Glück geht. Dazu gehören Sokrates, Platon, Aristoteles, Seneca und auch Epicur, der nicht nur die Lust gepredigt hat. Er sagte: »Nicht jede Lust wählen wir, nicht jeden Schmerz meiden wir«. Er meinte damit, dass wir dauerhaftes Glück nur dann empfinden können, wenn wir beide Seiten des Lebens zulassen. Wenn wir nicht nur die Lust, sondern auch den Schmerz, nicht nur die Freude, sondern auch den Ärger, nicht nur die Zärtlichkeit, sondern auch den berechtigten Zorn wollen, der Schiefes in einer Beziehung zurechtrücken will.

Unser Leben ist polar

Zu allem, was wir an Qualitäten im Leben ausfindig machen können, gibt es immer auch das Gegenteil. Vorder- und Rückseite einer Münze sind untrennbar miteinander verbunden. Kein Mensch hat in seinem Leben immer nur Erfolg. Leben bedeutet auch Misserfolg. Es gibt keinen Menschen, der vom ersten bis zum letzten Tag nur gesund ist. Leben bedeutet auch Krankheit. Die Fülle des Lebens besteht nicht nur aus dem Positiven, sondern auch aus dem Negativen. Das haben die antiken Philosophen bemerkt. Unser Leben findet im Spannungsfeld der gegensätzlichen Pole statt. Und es wird niemals langweilig, weil wir uns immer wieder neu zwischen den Gegensätzen positionieren müssen. Leben wäre kein Leben, wenn es diese Gegensätze nicht gäbe. Wir könnten keine Qualitäten benennen und wertschätzen, wenn es nicht immer auch den Kontrast dazu gäbe. Wir könnten wir sagen, dass wir glücklich sind, wenn es das Unglück nicht auch gäbe. Bisher ist jeder Versuch gescheitert nur die eine Hälfte vom Leben haben zu wollen.

Unser Leben scheint so angelegt zu sein, dass wir nur dann glücklich sein können, wenn wir das Leben so nehmen, wie es ist. Wollen wir es anderes, machen wir uns damit unglücklich.  Sofern die Welt einen Schöpfer hat, hat er sich bei der Schöpfung etwas gedacht, als er die Gegensätze schuf, und er hat uns auch die Möglichkeit gegeben, im Rahmen des Erschaffenen glücklich zu sein. Nämlich genau dann, wenn wir seine gesamte Schöpfung anerkennen. Er hat nicht vorgesehen, dass wir die Grundprinzipen des Lebens und der Welt verändern sollen. Viele Menschen, die es krampfhaft versuchen, leiden unter den Folgen. Wer auf Dauer NEIN zu dem sagt, was da ist, der vergeudet viel Kraft für seinen inneren Widerstand, der verliert seine Lebenskraft und läuft Gefahr zu erkranken. Depressive Menschen, ängstliche Menschen, zwangsgestörte Menschen, psychosomatisch erkrankte Menschen und auch süchtige Menschen müssen lernen zu der polaren und scheinbar unvollkommenen Welt JA zu sagen. Nicht nur sie, alle Menschen müssen lernen sich in der Polarität zurecht zu finden, weil nicht das einseitige Paradies, sondern die Ambivalenz unsere Lebensgrundlage ist. Nicht das Idealisierte, sondern das real Erlebbare ist das Vollkommene.

Der Logotherapeut Uwe Böschemeyer sagt: »Glück ist das Erleben eines Menschen, die Situation, in der er sich befindet, voll bejahen zu können und nirgendwo anders sein zu wollen.« Und er ergänzt: »Weil das Leben polar ist, findet der am meisten Glück, der es in hellen und in dunklen Gefilden sucht, im Inneren und im Äußeren, nicht nur in der Jugend und in den mittleren Jahren, sondern auch im Alter.«

Der schon erwähnte Lebenskunstphilosoph Wilhelm Schmid empfiehlt einen »philosophischen Moment« einzulegen. Er meint damit, für einen Augenblick inne zu halten und darüber nachzudenken, was Leben überhaupt ist. Um so aus der eigenen Erfahrung von Gegensätzen zu erkennen, dass Leben immer Leben in Polarität ist, dass Leben immer Leben in Gegensätzen und Widersprüchen ist.  – Das ist uns heute weniger klar als früher, weil die moderne Zeit diejenige Zeit ist, die dem Menschen versprochen hat: Wir machen alles positiv. Mit Wissenschaft durchschauen wir alles, mit Technik können wir alles korrigieren. Alles, was schlecht ist, machen wir weg. Alle Krankheiten eliminieren wir. Aus jüngerer Erfahrung wissen wir, dass für jede Krankheit, die eliminiert wird, eine neue, noch unbekannte, durch die Hintertür wieder reinkommt. Oft zeigt eine positive Neuerung erst Jahre später ihre negative Seite. Alles was ist, egal ob neu oder alt, hat immer zwei Seiten.  Dieses Spiel wird endlos so weiter gehen. Daran können wir vermutlich nichts ändern.

Vom guten Fluss des Lebens

In der antiken stoischen Philosophie galt Glück als »guter Fluss des Lebens«. Was im Stoischen vor allem als Mitfließen mit einer vorgegebenen Natur des eigenen Selbst gemeint war, kann auch als als Hin- und Herfließen wie bei einem Meer und seinen Gezeiten verstanden werden, auch als ein Mitgerissenwerden und Hingerissensein, in manchen Situationen sogar ein Zerfließen, dass neudeutsch mit flow bezeichnet wird. Das Selbst überlässt sich dabei ganz und gar einer Sache, einer Situation, einem anderen Menschen und gibt sich selbstvergessen dem Leben hin. Wer mit dem Leben mitfließen möchte und mehr vom Glück der Fülle spüren möchte, der sollte sich in Gelassenheit und Heiterkeit üben. Die Gelassenheit ermöglicht das Gewährenlassen auch des Abgründigen und Widersprüchlichen, der Angst im Kontrast zum Freisein von ihr, des Schmerzes im Kontrast zur Lust, des Leids im Kontrast zur Freude, des Todes im Kontrast zum Leben. Und wir brauchen noch ein Zweites: Um sich der grundlegenden Tragik von Leben und Welt nicht zu entziehen, darin jedoch auch nicht unterzugehen bedarf es des Weiteren der Heiterkeit, die mit der Gelassenheit zur »heiteren Gelassenheit« verschmilzt. Durch Heiterkeit entsteht ein Leben in Balance, ein »symmetrisches Leben«, wie Demokrit sagte, ein Leben, das versucht Gegensätze auszutarieren, etwa Beschleunigung durch Verlangsamung, Ungeduld durch Geduld, Veränderung durch Beharrung, bloßes Wohlgefühl durch umfassendes Glück. Dies nicht synchron (nicht gleichzeitig), sondern diachron (durch die Zeit hindurch). Heitere Gelassenheit ist das Bewusstsein davon, dass in allem, was ist, auch noch etwas anderes möglich ist.

Melancholie, die Kunst des Traurigseins

Das Glück der Fülle schließt das Unglücklichsein auch nicht aus, sondern ein. Die am meisten verbreitete Form des Unglücklichseins ist eine Traurigkeit namens Melancholie. Sie kann situativ-spezifisch oder auch anhaltend-unspezifisch sein. Wir dürfen Melancholie nicht mit Depression verwechseln. Depressiv ist ein Mensch, wenn seine Gefühle und sein Denken erstarrt  sind, wenn die Fähigkeit zur Reflexion verloren gegangen ist und eine meist unbewusste Aggression gegen sich selbst jedes Wollen begräbt. Die gefühlsbewegte Melancholie dagegen, ist Ausdruck von großer Sensibilität und einem reflektierten Bewusstsein, dass um die Ungewissheit von all dem weiß, was den Eindruck von Gewissheit macht und die Fragwürdigkeit aller Dinge kennt. Melancholie bewahrt in sich eine Ahnung davon, wie brüchig alles ist, was Menschen schaffen. Manchmal äußert sich in ihr auch eine Ur-Trauer über die Entfremdung des Menschen von einem zeitlosen Ursprung.

Auch hier gilt es ein sinnvolles Maß zwischen der Pragmatik und Gewöhnlichkeit des Alltags und den Auszeiten für die Seele zu finden. Den melancholischen Gedanken kann man z.B. bei regelmäßigen Spaziergängen nachhängen, melancholische Gefühle  lassen sich beim Hören von Musik zelebrieren. Verschiedene Künste stehen dem melancholischen Empfinden zu Gebote. Zum Beispiel im Tanz, kann es Ausdruck finden, in der Malerei und in der Dichtung kann es zum Ausdruck kommen. In der Pflege eines Gartens, mit seinem Das zyklischen Werden und Vergehen können wir über die Zeit reflektieren.

Nun kennen Sie die verschiedenen Formen des Glück, wissen um ihre Möglichkeiten und Grenzen und können sich um den einen oder anderen Zugang bemühen. Und sollten Sie hin und wieder einmal an dieser Lebenskunst scheitern, dann nehmen Sie es bitte mit Humor und vergessen Sie nie, was Rainer Maria Rilke einmal gesagt hat: »Das Leben ist eine Herrlichkeit.«

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