- Was ist vor dem Leben?
- Was passiert bei der Geburt?
- Was ist nach dem Tod?
- Was ist Geist?
Ich gebe hier einige Wertimaginationen wieder, die mich sehr beeindruckt haben. Sie beschäftigen sich mit der Suche nach den größeren Zusammenhängen, nach dem Verbindenden nicht nur in der Welt, sondern auch hinter der Welt. Es geht um die Frage, was hinter unserer Welt vorhanden ist und wirkt, was an Unsichtbarem da ist, das die Welt im innersten zusammenhält. Gerde an den unumstößlichen Grenzen unseres Lebens, also bei Geburt und Tod, stellen sich diese Fragen für mich besonders deutlich, weil ich davon ausgehe, dass unser Leben keine isolierte Einzelveranstaltung ist, sondern eingebettet ist in ein größeres Ganzes, d.h. aus einem zuvor Vorhandenen hervor geht und auch wieder in ein danach Vorhandenes einmündet. Dies betrifft nicht nur jedes einzelne Leben, es betrifft auch das Leben als Ganzes.
In der Wertimagination habe ich einen Weg gefunden, nach diesen Zusammenhängen zu fragen. Und gerade weil ich davon ausgehe, dass wir Teil eines Ganzen sind, gehe ich auch davon aus, dass dieses Wissen in jedem von uns vorhanden ist. Die Wertimagination ist für mich der Weg dieses Wissen in die Bewusstheit zu führen, unabhängig davon, ob es im kollektiven oder im geistigen Bereich des Unbewussten abgelegt ist. –
Vom Wahrheitscharakter der inneren Bilder
Aus meiner bisherigen Erfahrung kann ich sagen, dass innere Bilder einerseits immer eine persönliche Einfärbung haben, weil das Unbewusste in einer individuell verständlichen Symbolik mit uns kommuniziert. Andererseits enthalten innere Bilder immer auch allgemeingültige Botschaften, wenn nicht gerade nach dem persönlichen Erleben der eigenen Lebensgeschichte gefragt wird. Das zeigt zumindest der Austausch über innere Bilder in Wertimaginationsgruppen. Sofern es um die Erfahrung von geistigen Werthaltungen geht – wie Liebe, Hoffnung, Mut, Offenheit usw. –, sprechen die Bilder, bei aller Individualität, immer auch die selbe Sprache.
Den allgemeingültigen Charakter der hier veröffentlichten Bilder kann ich zur Zeit noch nicht einschätzen, da mir bislang zu wenig innere Bilder anderer Menschen zu diesen Fragen bekannt sind. Ich bin nur darüber erstaunt, dass sie Zusammenhänge deutlich machen, die schon von Esoterikern in ähnlicher Weise beschrieben und benannt wurden. Dies um so mehr, als ich darüber zuvor nie etwas gelesen hatte und allgemein eher skeptisch gegenüber all zu phantasievollen Erklärungen bin.
Welchen Sinn macht die Auseinandersetzung
mit den „großen“ Themen für mich?
Demut stellt sich ein, wenn ich mich imaginativ mit den Fragen um die großen Zusammenhänge beschäftige. Demut habe ich lange Zeit mit falscher Bescheidenheit oder Unterwürfigkeit gleichgesetzt und deshalb abgelehnt. Erst die berufliche Auseinandersetzung mit den Werten machte mir deutlich, was Demut meint. Kein Dugmäusertum, sondern genau das Gegenteil, ein innerliches Aufrichten und Gerademachen vor dem großen Ganzen. Demut ist kein Aufrichten vor einer Macht, die bedrohlich erscheint, sondern ein Wachsen an der Macht, die der Demütige anerkennt und selber in sich wahrnimmt, weil er sich als Teil des Ganzen fühlt. Wer vor dem großen Werk der Schöpfung Achtung hat, hat zwangsläufig auch Achtung vor sich selbst, sofern er die Tatsache zulässt, dass er Teil dieser Schöpfung ist. Demut ist Ausdruck einer Selbstliebe, einer Liebe zu sich selbst und damit auch Ausdruck seiner selbst. Der sich selbst Liebende tritt dafür ein, was ihm wichtig er. Er kann zwischen dem Wichtigen und Unwichtigen unterscheiden. „Demut ist die ernste Schwester des Humors. Wo dieser die eigene Fehlbarkeit fröhlich oder grimmig bejaht und sich eine Auszeit von der Bearbeitung der eigenen Unzulänglichkeit nimmt , macht jene unverzagt weiter“, sagt Michael Seel, Professor für Philosophie.
Demut ist für jene entlastend, die glauben, ihr Wert hänge von dem ab, was sie können und was sie leisten. Der Demütige spürt, dass er nicht alles können und leisten muss, um ein liebenswürdiger und wertvoller Mensch zu sein. Er ist sich der bedingungslosen Größe bewusst, die in seinem Da-Sein gründet. Viele Naturwissenschaftler werden im Alter demütig und glaubten an das Wunder hinter den Dingen, nicht weil sie so wenig darüber wissen, sondern weil sie so viel darüber wissen. Die Wertimaginationen haben mir immer wieder Grenzen gesetzt, die ich nicht überschreiten konnte und offensichtlich auch nicht überschreiten sollte. Sie haben mir vieles verdeutlichen können, das Geheimnis des Lebens haben sie mir letztlich nicht offenbart. Warum auch, ein Leben ohne Zauber wäre trist und einen Grund zur Demut gäbe es dann vielleicht auch nicht mehr.